ÖKOLOGISCHES PROJEKT
Agroforestry: ein nachhaltiges Umweltprojekt
INTERVIEW MIT PGD DR. WILLI WITT
Dr. Willi Witt, Past Governor des Rotary Distriktes 1870 und Initiator des Distrikt Grants – Projektes “AGROFORESTRY” präsentiert die Leitidee seines Umweltprojektes.
Was Forst- und Landwirtschaft miteinander zu tun haben?
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts steigt der Bedarf an Agrarprodukten kontinuierlich. Verbunden mit diesem gesteigerten Bedarf ist ein sinkendes Preisgefüge welches in der Landwirtschaft zu einer fortschreitenden Intensivierung und Rationalisierung führte. Die landwirtschaftlichen Flächen wurden größer um die Ernte zu vereinfachen und den Ertrag zu steigern. Im Zuge dieser Entwicklung mussten viele Landschaftselemente, wie Heckensäume, Gehölzinseln und Einzelbäume der großflächigen Bewirtschaftung weichen.
Der Klimawandel und der zunehmende Biodiversitätsverlust sind Anstoßpunkte gewesen, sich mit nachhaltigen Landnutzungssystemen zu beschäftigen und deren Umsetzung zu fördern. Agroforstsysteme können ein solches nachhaltiges Landnutzungssystem abbilden.
Diese Landnutzungssysteme kombinieren Gehölze (Bäume oder Sträucher) mit Ackerkulturen und/oder Tierhaltung auf einer Fläche so das zwischen den verschiedenen Komponenten ökologische und ökonomische Vorteilswirkungen entstehen. Kombinationen können sein:
Mit „Alley Cropping“ (engl. bebaute Verbindungsgänge oder bebaute Gassen) werden werden in regelmäßigen Abständen auf eine landwirtschaftliche Nutzfläche Baumreihen bzw. Alleen gepflanzt. Landwirtschaftliche Maschinen fahren zwischen den Reihen, der Anbau von Ackerkulturen findet wie gewohnt statt. Die Ernte von Getreide, Körnerleguminosen oder Feldfutter wird erweitert durch die Gewinnung von Wertholz und Baumfrüchten.
Die artgerechte Haltung von Nutztieren stößt in baumlosen Systemen oft an ihre Grenzen. Hitze macht den Tieren zu schaffen, der Auslauf wird nicht vollständig genutzt. Viele Nährstoffe werden direkt ins Grundwasser ausgewaschen. Werden z.B. Pappeln in einen Hühnerauslauf gepflanzt, Rinder in halboffenen Wäldern gehalten oder Schafe auf die Streuobstwiese geschickt, so kann dem Problem der Nährstoff-Auswaschung wirksam begegnet werden. Tiefwurzelnde Bäume halten nicht nur die Nährstoffe im Boden, sondern spenden den Tieren Schatten und Schutz. Die Wasserrückhalte-funktion des Baumwurzelwerkes dient auch zu einer besseren Feuchtigkeitsverteilung bei den Ackerfrüchten.
Mit Agroforst das Haus heizen – Kurzumtriebsplantagen (KUP) zur Energiegewinnung. Als Alternativen zu Kohle, Öl und Gas stellen Holzhackschnitzel eine Alternative dar und werden mit schnellwachsenden Bäumen wie Pappeln oder Weiden erzeugt, welche vielfach in Gehölzstreifen auf dem Acker stehen und in zeitlichen Abständen abgeerntet werden.
Welche Vorteile bieten Agroforstsysteme?
Durch die Kombination von Feld und Baum wird das Mikroklima auf der Nutzfläche verbessert. Die Wasserverdunstung wird reduziert und durch die Wurzelbildung entsteht ein Wasser- und Nährstoffpumpeneffekt.
Durch das Anpflanzen von Baumreihen kann zum einen das Wasser in Hanglage gehalten werden. Windgeschwindigkeiten werden nachhaltig reduziert. Der Bodenabtrag sinkt.
Wurzelausscheidungen, abgestorbene Feinwurzeln und Laubfall tragen dazu bei, dass die Bodenfruchtbarkeit steigt.
Agroforstsysteme tragen dazu bei, die Nitratkonzentration um Grundwasser zu reduzieren.
Durch die Baumanpflanzung wird CO2 gebunden
Gehölze bieten weitere Lebensräume für die Natur. Blühstreifen können diese ergänzen. Positiver Nebeneffekt kann die Eindämmung von Schädlingen durch das Ansiedeln natürlicher Schädlingsbekämpfer sein.
Bäume und Sträucher spenden Tieren Schatten und senken die Bodentemperatur und damit auch den Wasserverbrauch.
Ergänzung der Produktpalette
Durch Obstbäume oder dem Angebot von Hackschnitzeln bekommt der Landwirt die Möglichkeit seine Produktpalette zu ergänzen.
INTERVIEW MIT PROF. DR. TOBIAS CREMER
Prof. Dr. Tobias Cremer und Dr. Ralf Bloch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde erklären, warum man Land- und Forstwirtschaft miteinander kombinieren sollte und stellen das Langzeitforschungsprojekt “Agroforst: Modellprojekt in Brandenburg” vor.